Der schlechte Erzähler

Der schlechte Erzähler

Gestern Abend gegen Zwanzig nach neun,
Erzählte ich wieder von dir,
Ich weiß, dass ich es nicht lassen kann,
Immer wieder tue ich das,
Wenn ich etwas Neues sehe,
Das ein Zeichen von dir trägt,
Das will ich nicht mehr tun, eigentlich,
Denn weder bin ich gut darin,
Noch habe ich die Kraft dafür,

Ich bin ein schlechter Erzähler.

Nicht einmal deinen Namen kenne ich,
Dennoch nenne ich dich mit Namen,
Die du gar nicht hast,
Manchmal erzähle ich sogar,
Wie man dich ehren soll, aber,
Nur nicht so, wie es wirklich zu dir passt,
Und wenn ich es gerade mal schaffe,
Und das macht mich schon ein wenig glücklich,
Dann sehen sie nur mich durch mich,

Ja, ich bin ein schlechter Erzähler.

Daher will ich nicht mehr sehen,
Zumindest nicht mit diesen Augen,
Riechen, Fühlen und Schmecken,
Möchte ich auch nicht mit meinen Sinnen,
Ich möchte nur noch leben,
Ein Leben, das ich nicht begreifen kann,
Wann verstehe ich endlich,
Dass ich es nicht erklären kann?
Und darum darüber nichts erzählen kann?

Ich bin ein schlechter Erzähler.

Du erzählst aber mit deiner Natur,
Das verstehe ich schon,
Nur ich sehe eine Wiederholung, die mich blendet,
Daher versuche ich zu denken,
Mein Denken wird dann unsere Trennung,
Ich gehe den Weg zwar allein,
Atme aber kaum durch,
Mit den selben Blicken, gehe ich und reihe,
Aneinander die selben Worte,

Ja, ich bin ein ganz schlechter Erzähler.

▪️

© xaratustrah, the angling philosopher – 2022-08-20 (update: 2023-03-15)

Melancholie im Rausch

Melancholie im Rausch

Melancholie im Rausch,
Im Rausch der Zyklen,
Im Zyklus des Glanzes,
Der Glanz des Moments.
Der Moment des Wandels?
Verrostet und verschollen.

Die Strahlen der Sonne,
Die Sonne im Herzen,
Im Herzen der Suchenden,
Die Suchende des Pfades.
Der Pfad wohin?
Steinig und lang.

Der Klang der Wörter,
Die Wörter einer Frage,
Die Frage des Bruchs,
Der Bruch einer Einheit.
Gab es ihn überhaupt?
Berührung von innen.

Eruption und Feuer!
Tornado und Beben!
Heiß und Licht!
Wellen und laut!
Die Mischung von unten
Und oben mit Gewalt!

Die Entfernung des Horizonts,
Der Horizont der Ruhe,
Die Ruhe im Rausch,
Der Rausch der Melancholie.
Zeigst du dich mir?
Die Windstille und das Ufer.


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© xaratustrah, the angling philosopher – 2022-06-12

Schweigende Steine

Schweigende Steine

Welche Farbe hat der Himmel,
Der Atem, der Leben bringt?
Ich warte hier wachsam denn,
Ich weiß, du kommst bestimmt.

Warum weint der kleine Engel?
Die kalte Luft, zitternde Beine.
Mir gehört nicht mein Körper,
Sagen die senkrechten Grabsteine.

Hörst du die Bretter knacken?
Ich knie auf der schmalen Brücke.
Woher? der Nebel am Berg.
Wohin? der Klang der Schritte.

Sage nur, wo ist das Fenster,
Durch das, das Licht hineinkommt?
Das Herbstfeuer in den Blättern,
Das Leerzeichen, das Wörter formt.

Erinnerst du dich an das Bild?
Draußen Frühling, dann Winter.
Ja, es hängt immer noch da,
Der Sturm und das Gewitter.

Soll ich dir etwas verraten?
Das Boot fährt auf Gischt.
Der Schatten einer Haselnuss,
Kleine Wege im Gesicht.

Was bringt mir das Wissen?
Die Berge waren immer da.
Ich habe nur den Anker geschmiedet,
Mit dir, beieinander, sehr nah.

Habe ich wieder weggeschaut?
Zärtlich ist dein Schatten und fein.
Das vergessen ist mein Leben,
Du lässt mich aber nie allein.

Gibst du mir noch die Hand?
Ohne Zeit kann ich nicht tanzen.
So unglaublich laut die Zugvögel!
Ohne Ort nichts einpflanzen.

Wartest du bitte so lange,
Bis meine Fußabdrücke verblassen?
Bis die schweigenden Steine endlich,
Mich für immer vergessen?


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© xaratustrah, the angling philosopher – 2021-10-22